Historie

Die CHRONIK der Feuerwehr Radevormwald

 

Ein Rückblick auf eine 125 jährige Geschichte im Feuerlöschwesen unserer Bergstadt. Von der Bürger-Feuerwehr bis zur heutigen Feuerwehr.

Der Löschzug I-Stadt trifft Vorbereitungen zur Feier seines 125jährigen Bestehens. Da liegt es nahe, auch in Anbetracht der gemeinnützigen Betätigung auf dem idealen Gebiet echter Humanität und Menschenliebe, einen Rückblick auf die Geschichte der Wehr zu werfen. Es kann nicht verkannt werden und gereicht unserer Heimatstadt zur Ehre, dass es immer wieder Bürger gegeben hat, die einen ausgeprägten Sinn für uneigennützige Bestrebungen haben, welche nicht nur an sich selbst denken.

Diesen Bestrebungen verdankt unsere Stadt so manches Gute, so manche segensreiche Einrichtung, verdankt sie aber auch unsere Freiwillige Feuerwehr. Sie wurde in einer Versammlung gegründet, welche am 2. Juni 1868 im Lokal „Zur Burg“ (früheres Union-Theater an der Burgstraße) stattfand. Ihr traten sofort 52 Personen bei.

Der Vorstand wurde gebildet aus den Herren: Gustav Budde als Hauptmann, E.
Freymann als Schriftführer, Julius Harhaus als Kassierer, H. Kräwinkel als Offizier, Ernst Nürnberg als Offizier, Carl Huckenbeck als Rohrführer.

Die ersten Statuten des Vereins datieren vom Gründungstage, ein Nachtrag wurde bereits am 28. September 1868 aufgestellt. Wie die Bedeutung der neuen Organisation von der berufenen Vertretung der Bürgerschaft gewürdigt wurde, geht aus dem Beschluss der Stadtverordneten-Versammlung vom 11. Juni 1868 hervor, durch welchen der Wehr die behördliche Anerkennung zuteil wurde.

Nachstehend ein Auszug aus dem Protokoll:

„Verhandelt in der öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung zu Radevormwald am 11. Juni 1868.

Anwesend unter Vorsitz des Bürgermeisters die Herren: Carl Fried. Funke, Ludwig Rutenbeck, Friedr. W. Meskendahl, Ferd. Fischer, Carl Theod. Schnöring, Carl Friedr. Höller, F. W. Lausberg, Friedr. Plätzer, Wilh. Garschagen, Joh. P. Rutenbeck, Joh. Pet. Böhmer, Friedr. Osenberg, Ludwig Freymann, Friedr. Huckenbeck.

Es kamen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

III. Die Bildung einer Bürger-Feuerwehr in hiesiger Stadt.

Mit Schreiben des Vorstandes der sich in hiesiger Stadt gebildeten Bürger Feuerwehr vom 5. d. M. wurde das Statut dieses Vereins eingereicht und von dem Vorsitzenden die Versammlung mit der veranstalteten Richtung und dem Statut durch Vorlesung desselben bekannt gemacht.

Versammlung nahm von der geschehenen Einrichtung einer Bürgerfeuerwehr und deren beabsichtigten geregelten Organisation sehr gern Kenntnis und fand sich veranlasst, die gemeinnützigen Bemühungen und Bestrebungen des Vorstandes und der Vereinsmitglieder Namens der Stadt und der Kommune hiermit wohlgefällig und dankbarlichst anzuerkennen, mit dem gleichzeitigen Wunsche, dass der Verein sich erhalten, vervollkommnen und seinem gemeinnützigen Zwecke stets würdiger nachstreben werde.

Es ist selbstverständlich, dass dem Verein eine Spritze, diejenige Nr. 3, ingleichen Leitern und Eimer nach Bedürfnis und soweit diese Gegenstände vorhanden und disponabel sind, überwiesen werden.

Der damalige Bürgermeister Budde übernahm also das ihm angebotene, mit der Kontrolle verbundene Oberkommando über die Wehr, das auch von seinen jeweiligen Amtsnachfolgern unter der Bezeichnung als „Oberst der Wehr“ ausgeübt worden ist. Die Wehr stand und mit ihr die Organisation einer geordneten Brandbekämpfung.

Aber wie kam es zu dieser Gründung? Welches sind die Gründe?

Die Einwohnerzahl betrug beim letzten Stadtbrand 1802 rd. 4.200 Personen. Bis 1865 stieg die Einwohnerzahl auf rd. 8.900 Personen an. Da es seinerzeit noch kein öffentliches Trinkwasserleitungsnetz gab, war die Stadt gezwungen, genügend Feuerlöscheimer, Leitern, Ketten, Stricke und Einreißhaken zu besitzen. Auch wurde schon vermutlich in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine Handdruckspritze mit entsprechender Anzahl von Schläuchen beschafft. Diese Gegenstände wurden an verschiedenen Stellen aufbewahrt, damit sie bei Feuerausbruch schnell greifbar waren. Zusätzlich hatte jeder Hausbesitzer dafür zu sorgen, dass genügend Ledereimer in seinem Hause vorhanden waren. Holzkisten, mit Sand angefüllt, wurden auf den Dachböden aufgestellt. Unter jedem Haus befand sich ein Brunnen, dem nicht nur Wasser für das tägliche Leben sondern auch Wasser für die Brandbekämpfung entnommen wurde. Der dritte Stadtbrand von 1802 war noch in bester Erinnerung und deshalb wurde streng auf die Einhaltung dieser „Sicherheitsvorkehrungen“ geachtet. Zur Verbesserung der Löschwasserversorgung wurde auf dem Marktplatz ein großes Holzgefäß aufgestellt. Bedienstete der Stadt hatten darauf zu achten, dass dieses Holzgefäß immer mit Löschwasser gefüllt war. Die Unterhaltung und stete Aufbesserung der Bestände an Löscheinrichtungen beanspruchte die Gemeindekasse sehr. Sie wurde zwar im beachtlichen Umfang von den 1801 gegründeten Feuerversicherungen unterstützt, aber was bedeuten diese finanziellen Opfer schon gegenüber einer einigermaßen wirkungsvollen Brandbekämpfung.

Für die Bedienung der städtischen Feuerlöscheinrichtungen bei Bränden wurden gemäß Gemeindeverordnung Bürger unserer Stadt für jeweils 2 Jahre verpflichtet. Seinerzeit herrschte in Radevormwald das Handwerk vor. Fabriken kannte man noch nicht. Und was lag näher, als einfach qualifizierte Handwerker zu verpflichten. Der Bürgermeister bestimmte jeweils für 2 Jahre eine bestimmte Anzahl Handwerker für den Dienst an den Feuerlöschgeräten, wobei natürlich Dachdecker und Zimmerleute bevorzugt wurden. Die Verpflichteten hatten bei Ausbruch eines Brandes an den Aufbewahrungsorten der Geräte zu erscheinen und auszurücken.

25 jähriges Bestehen 1893

Wer fernblieb und keinen zwingenden Grund für sein Fehlen Vorbringen konnte, wurde mit empfindlichen Geldstrafen belegt. Als Anerkennung für diesen Dienst erhielten die Verpflichteten am Ende eines Jahres einen Taler. Ob diese Gruppen regelmäßig Übungen abhielten, wird bezweifelt. Die Feuerlöscheinrichtungen wurden jedenfalls von Bediensteten der Stadt gepflegt.
Die verpflichteten Kräfte reichten natürlich nicht aus, um einem Hausbrand wirkungsvoll begegnen zu können. Wenn die Brandglocke geläutet wurde – so erfolgte seinerzeit die Alarmierung – bestand auch für jeden Hausbesitzer die Pflicht, sich an der Brandbekämpfung zu beteiligen. Man kann sich gut das Durcheinander vorstellen. Aus jedem Haus, aus jedem Kotten und Schuppen kommen die Menschen gelaufen. Neugierige, Hilfsbereite, mit einem Ledereimer bewaffnet, stürzen sich auf die Straße und versuchen in Richtung Brandstelle zu kommen. Frauen schreien auf, Kinder weinen, es herrscht panische Angst. An der BrandsteIle ein Chaos, jeder versucht zu helfen, zu retten, aus den Nachbarkellern wird Wasser aus den Brunnen geholt. Man bildet eine Kette und schon gleitet der Leidereimer von Hand zu Hand bis zum Feuerherd.
Durch die Menschenkette von Neugierigen (auch das gab es schon früher) wühlt sich die Bedienungsmannschaft der Handdruckspritze, die von Handwerkern mit Hilfe von 2 Traghölzern auf den Schultern getragen wird. An allen Ecken fehlt die ordnende Hand, welche die Rettungs- und Löschbemühungen koordiniert, aufeinander abstimmt. Die Folge: Der Schaden ist größer als unbedingt notwendig, hilfsbereite Retter gefährden ihr Leben durch Unwissenheit über Gefahren an den BrandsteIlen. Unterstützt von den Feuerversicherungen erkannten verantwortungsbewusste Bürger die Gefahr, sie wollten den Fortschritt und warben für ihre Idee – für die Einrichtung einer Freiwilligen Bürgerfeuerwehr in Radevormwald. Gespräche mit der Bürgerschaft wurden geführt, der Bürgermeister Budde für diese Idee gewonnen. Die eigentliche Gründung vollzog sich in der Wirtschaft Feldermann (heute Wirtschaft Kampe Kaiserstraße). Dort wurden die wichtigen Vorgespräche mit interessierten gern geführt. Und dann war es soweit – am 2. Juni 1868 im Lokal „Zur Burg“ – Es war praktisch nur noch eine reine Formsache.

Nach der Gründung der Freiwilligen Bürgerfeuerwehr Radevormwald e.v. lief der regelmäßige Übungsbetrieb an, mit der Ausbildung der Feuerwehrleute wurde begonnen. Die von der Stadt zur Verfügung gestellte Handdruckspritze genügte nicht lange den auf eine wirksame Löschtätigkeit gerichteten Anforderung der Wehr, denn schon in der Eingabe an den Stadtrat vom 4. Mai 1869 bezeichnete der Vorstand sie als unzureichend, weil sie die Arbeitskräfte der durch die Notwendigkeit der Herbeischaffung des Wassers zu sehr beeinträchtigte. Der Vorstand stellte den Antrag auf Beschaffung einer neuen Saugspritze mit Zubringer. Diese neue Spritze wurde von der Stadt beschafft und der Feuerwehr zur Verfügung gestellt.
Als erstes Abzeichen für die Wehrleute diente eine rote Armbinde. Sie wurde aber schon im 2. Jahr ihres Bestehens durch lederne Mützen und graue Segeltuchkittel ersetzt. Dazu kamen im selben Jahr für Steigerleute Helme ohne Abzeichen, welche zum Preis von zwei Talern je Stück die Militär-Effekten-Fabrik Alexander Dahl in Barmen lieferte. An Stelle der genannten Segeltuchkittel traten im Jahre 1884 Tuchröcke, welche von den Vorstandsmitgliedern auf eigene Kosten, für die Mannschaften aber aus Vereinsmitteln beschafft wurden.
Die erste Steigerausrüstung, und zwar: 7 Gürtel mit Lederfutter, 7 Karabinerhaken, 7 Beile mit Taschen, 7 Stricke mit kleinen Haken, wurde alsbald von der Firma Gottlieb Greuling in Remscheid beschafft. Die für die verschiedenen Anschaffungen benötigten Geldmittel wurden teils aus dem ansehnlichen Ertrage einer in der Bürgerschaft veranstalteten Kollekte, teils aus Zuwendungen von Feuer-Versicherungsanstalten, teils aus der Vereinskasse, zu welcher jedes Mitglied einen Monatsbeitrag von 2 1/2 Silbergroschen zu zahlen hatte, aufgebracht. Diese Quellen reichten aber für die Erfordernisse der Wehr nicht aus. So wurden zur Deckung der Kosten für die Anschaffung der Musikinstrumente für das bald nach der Vereinsgründung eingerichtete, aus acht Mann bestehende Musikkorps, zinslose Aktien ausgegeben. Diese Aktien wurden größtenteils von den Mitgliedern der Wehr selbst angekauft. Mit der großen, in der freiwilligen Auferlegung von Kosten sich zeigenden Opferwilligkeit der Vereinsmitglieder steht die Art und Weise, wie die Wehr ihre Aufgabe erfasste und zu erfüllen suchte, im Einklang. Sie entfaltete ein in jeder Beziehung reges Leben. Nach den Protokoll-Büchern fanden nicht nur in der ersten Zeit, sondern viele Jahre hindurch allmonatliche Vorstandssitzungen und Generalversammlungen statt, in welchen Vereinsangelegenheiten zur Vervollkommnung der inneren Organisation behandelt wurden. Nebenher gingen zahlreiche Übungen, insbesondere sind hier die vielfachen Marschübungen zu verzeichnen, die an den Sonntagsfrühstunden nach den Außenorten unternommen wurden, um dort die vorhandenen Feuerlöschgeräte, Teiche usw. auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. So zeigte die Wehr das eifrige Bestreben, sich für ihren Dienst vorzubereiten und auf der Höhe zu halten.

Die Spritzen, sonstige Geräte und Ausrüstungen wurden – wie bisher – in städtischen Unterkünften oder gepachteten Räumen untergestellt. Man erkannte bald, wie wichtig für die Erhaltung der Hanf-Schläuche ein Trockenturm ist, der gleichzeitig für Steigerübungen benutzt werden konnte. In der Zeit von 1869 bis 1870 bauten die Rheinischen Pioniere, die in Köln stationiert waren, einen Steigerturm „Am Hitzken“ (früherer kath. Friedhof, ungefähr heutiger Standort der Parkpalette des Hallenbades). Der Steigerturm wurde aus rohen Rundstämmen zusammengefügt. Das erforderliche Holz stifteten die umliegenden Bauernschaften. Die Türbeschläge wurden von der Firma Rocholl geliefert, die seinerzeit eine Schlosserei im Hinterhof der ehemaligen Gastwirtschaft Meskendahl, Markt, unterhielt. An diesem Turm wurden regelmäßig Steigerübungen abgehalten.

Und zahlreich waren die Anlässe, sich in harter Arbeit zu betätigen. Es würde zu weit führen, die einzelnen Brände aufzuzeigen. Mit den anderen Vereinen stand die Wehr auf kameradschaftlichem Fuß, welches in der Veranstaltung gemeinsamer Feste zum Ausdruck kommt.

 

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass gegen Ende des Jahres 1877 die Zahl der Mitglieder tief hinabsank und die Existenz der Wehr gefährdet war. Am 21. Mai 1878 erließ der seinerzeitige Bürgermeister Klappert einen Aufruf an die Bürgerschaft, der Wehr als aktive oder fördernde Mitglieder, im letzteren Fall mit Zahlung eines Jahresbeitrages von fünf Mark, beizutreten. Auch wurde eine Kollekte durchgeführt. Der Aufruf hatte Erfolg. Das Interesse an der Sache regte sich mächtig und die Mitgliederzahl wuchs innerhalb von kurzer Zeit auf über 100. Als Hauptmann wurde wieder.Gustav Budde gewonnen, der wegen seiner großen privaten Inanspruchnahme das Amt zwischenzeitlich niedergelegt hatte. Seine großen Sachkenntnisse und Interesse haben ihn zum Pionier im Feuerlöschwesen der Bergstadt gemacht. Mit ihm in einem Atemzug ist Ernst Kattenbusch zu nennen, der bereits im Jahr 1880 als Rohrführer gewählt wurde.
Jahre bekleidete er diesen schwierigen Posten, bis er zum Steigerführer ernannt wurde. Im Jahr 1906 wurde ihm das verantwortungsvolle Amt des Oberbrandmeisters übertragen. Seit dieser Zeit hat die Wehr einen raschen Aufstieg erfahren und ist von ihm auf eine hohe Leistungsfähigkeit gebracht worden, die ihn weit über die Grenzen des Kreises als erfahrenen Feuerwehrmann bekannt machten.

Im Jahre 1880 trat die Wehr dem Provinzial-Verband bei und war damit öffentlich anerkannt. Gleich zu Anfang dieses Jahres wurde die Wehr zu Großbränden nach Dahlhausen gerufen. Gleich zweimal brannten die großen Fabrikgebäude der Firma Wülfing und Sohn. Mit der Spritze in der Wupper stehend versuchte man gegen die Feuersgewalt anzukämpfen. Für die wirkungsvolle Löschhilfe erhielt die Wehr eine Geldspende von 75 Mark.

In den folgenden Jahren ist dank der aufopferungsvollen Arbeit und Einsatzbereitschaft von Großbränden nicht die Rede. Es stellte sich bald heraus, dass der Steigerturm „Am Hitzken“ den Anforderungen der Zeit nicht mehr gewachsen war. Die Feuerwehr erstellte aus eigener Kraft 1890 einen neuen Steigerturm in den an das Hohenfuhrfeld angrenzenden Gärten. Dieser Turm war im Vergleich zu seinem Vorgänger ringsherum mit Brettern versehen, so dass auch bei regnerischem Wetter Schläuche getrocknet werden konnten.

Das Beispiel in der Stadt machte auf dem Lande Schule. Feuerlöschkompanien entstanden u. a. in Ispingrade, Wönkhausen und Wellershausen, die aber bald ihre Tätigkeit wieder einstellten.

Im Jahre 1899 wurde vom Stadtrat die Anschaffung eines Karrens zum Transport der Leitern, Haken usw. genehmigt. Um diesen Karren unterstellen zu können, baute man im Anschluss an den Steigerturm einen kleinen Schuppen.

Wesentlich ist die Leistungsfähigkeit der Wehr gefördert und ihr Dienst erleichtert worden durch die im Jahre 1898 erfolgte Anlage des städtischen Wassernetzes und den Einbau einer großen Anzahl von Hydranten.

Interessant erscheint das Ergebnis einer Revision sämtlicher Feuerlöscheinrichtungen und -Geräte in der Gemeinde Radevormwald, die von der Kreisverwaltung Lennep am 16. März 1901 durchgeführt wurde. Hier ein Auszug aus dem Protokoll:

Statistik von 1901
Statistik von 1901

 

 

Mit Ausnahme der Wellringrader Wehr (gegr. 1907) erhielten also alle Landwehren in dem Zeitabschnitt von 1880 bis 1894 ihre behördliche Anerkennung. Die Stadt leistete einen erheblichen Beitrag für die Ausrüstung aller Wehren, unterstützt von den Feuerversicherungen. Alle Wehrleute wurden in dieser Zeit bei der Feuerwehr-Unfallkasse der Rheinprovinz versichert. Eine besondere Belastung der Gemeindekasse bedeutete 1902 die Anschaffung einer Schiebeleiter und eines Hydrantenwagens, in welchem die wasserführenden Armaturen für die Wasserentnahme aus dem städtischen Netz untergebracht wurden.
Im weiteren Ausbau wurde 1902, zusätzlich zu den bereits bestehenden Abteilungen der Radevormwalder Bürger-Feuerwehr, und zwar 1 Steiger-(Rettungs-)Abteilung, 2 Spritzen-Abteilungen, eine Absperrungs-Abteilung eingerichtet, welche die Aufgabe hatte, bei Bränden und Übungen Störungen und Behelligungen durch müßige Zuschauer von der Wehr fernzuhalten. Als äußeres Kennzeichen diente eine rote Armbinde und nachts nahm man Laternen mit. Diese Abteilung bestand aus 42 Mann, die für drei Jahre gemäß Gemeindeverordnung vom Bürgermeister als Chef der Polizei verpflichtet wurden. Wer von dieser Abteilung ebenfalls zum Brand oder angesetzter Übung nicht erschien, hatte mit einer empfindlichen Ordnungsstrafe zu rechnen.

Pioniere des Löschwesens
Pioniere des Löschwesens

 

Feierte die Feuerwehr bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Jubiläen?

Feste feiern, das konnte die Feuerwehr auch früher schon. Nur das 25jährige Bestehen im Jahre 1893 wurde nicht groß aufgezogen, aber dafür 1908 das 40jährige Jubiläum. Dieses Jubiläum wurde mit dem 5. Verbandsfest verbunden, am 27. und 28. Juni 1908 im Kaisersaal (H. Meyer), Burgstraße gefeiert. Als besonderer Höhepunkt wurde an bei den Festtagen ein großes Militär-Konzert von der Kapelle des 1. Lothr.- Pionier-Bataillons Nr. 16 aus Metz gegeben. Nach Empfang der auswärtigen Wehren am Vereinslokal stellte man sich Sonntagnachmittag auf dem Marktplatz für die Abnahme der Parade durch Bürgermeister Hochstein, durch den Kreisbrandmeister und Ehrenausschuss auf und machte dann einen farbenprächtigen Umzug durch die Stadt. Als Abschluss fand anschließend eine Übung auf dem Marktplatz statt. Die Wehr hatte seinerzeit 43 Mitglieder (aktiv). Hinzu kamen natürlich 42 Mann der Absperrungs-Abteilung. Der Vorstand bestand aus den Herren: Joh. Hochstein – Oberst der Wehr, E. Kattenbusch – Hauptmann, E. Streck – Stellvertreter, Aug. Gottmann Ehrenoffizier, K Kanter – Steigerführer, F. Busenbecker – 1. Spritzenführer und Zeugwart, P. Wernicke – 2. Spritzenführer und Schriftwart, B. Bornewasser 3. Spritzenführer, E. Korrnannhaus – Kassierer.

Verbandsfest zum 40 jährigen Jubiläum
Verbandsfest zum 40 jährigen Jubiläum

 

Zusammengefasst kann man sagen, dass Radevormwald ein großes, farbenprächtiges Fest erlebte mit großer Anteilnahme der Bevölkerung. Einen besonderen Höhepunkt stellte die Übung der Jubelwehr nach dem Festzug auf dem Marktplatz dar.

Es wurde angenommen, dass im Laden des Kaufmanns Ewald Böhmer am Markt ein Feuer ausgebrochen sei. Das Feuer hatte bereits das Treppenhaus erreicht, so dass sich die Personen des Hauses in die oberen Etagen drängten und an den Fenstern auf Rettung warteten. Nach der Alarmierung durch einen Hornisten traf zuerst die Steiger-Abteilung mit der mechanischen Leiter am Einsatzort ein. über diese Leiter und mit Hilfe des Rettungssackes wurden alle Personen in Sicherheit gebracht, welches nicht ohne Hautabschürfungen vonstatten ging. Eine Gruppe des Roten Kreuzes bekümmerte sich um die Verletzten.

Zwischenzeitlich trafen auch die Spritzenabteilungen ein. Mit drei Strahlrohren wurde das Feuer in Angriff genommen, welches auf die Nachbargebäude überzugreifen drohte. Durch plötzlichen Ausfall der Hydranten musste nunmehr das Wasser den auf dem Marktplatz befindlichen Zisternen und Brunnen entnommen werden. Auch diese neue Situation meisterte die Wehr in vorbildlicher Haltung. Das Feuer war bald unter Kontrolle, so dass nach 1 Stunde das Signal „Halt“ und das Ganze „Sammeln“ gegeben werden .konnte. Die Zuschauer waren von der Übung sehr beeindruckt. Die Wehr konnte ihre Schlagkraft unter Beweis stellen.

Von der Gründung an bis zu diesem Jubiläum haben der Wehr folgende Kameraden vorgestanden: G. Budde, Jul. Harhaus, Aug. Eckhardt, Herrn. Feckinghaus.
1. Freymann, Ew. Böhmer, E. Kattenbusch (seit 1906).

 

Brandeinsätze 1908 – 1924

Nach 1908 vermehrten sich im beängstigenden Umfang die Waldbrände. Die Waldbestände Richtung Bevertalsperre und auch im Wiebachtal waren ernsthaft bedroht. Die meisten Brände waren auf fahrlässiges Verhalten von Spaziergängern zurückzuführen, die brennende Zigarrenstummel und dergleichen einfach auf den Waldweg warfen. Die Feuerwehrführung entschied sich, in diesen beliebten Ausflugszielen ständige Feuerwachen samstags und sonntags und an sonstigen Feiertagen einzurichten. Wir erinnern uns noch gerne an den Kameraden Leitzbach, der das Gebiet Richtung Bevertalsperre (Dulle Juffert) zu beobachten hatte, und an Adolf Kanter, verantwortlich für das Wiebachtal. Diese Brandwachen wurden bis in die dreißiger Jahre beibehalten.

Am Tag vor Himmelfahrt des Jahres 1912 mussten innerhalb von 24 Stunden drei Schadenfeuer, verursacht durch Blitzeinschläge, bekämpft werden. Mittags musste der Hausbrand der Familie Fax, Alte Landstraße, gelöscht werden, von wo aus die Feuerwehr zum Brand des Wohnhauses Holberg, Heide, gerufen wurde. Diesen Weg legten die Feuerwehrleute zu Fuß zurück, den Gerätewagen selbst ziehend. Die Saugspritzen wurden von Pferden gezogen. Nach der Rückkehr musste die Wehr noch einmal zur BrandsteIle Fax, Alte Landstraße, da das stark beschädigte Haus zwischenzeitlich wieder angefangen hatte zu brennen.
Kaum waren die Feuerwehrleute wieder zu Hause, da ertönte wiederum das Brandhorn. Die elektrotechnische Fabrik und das Holzlager der Firma Gebr. Giersiepen, Weststraße, standen in hellen Flammen. Die Brandbekämpfung erforderte bei furchtbarer Hitzeentwicklung und Wassermangel außerordentliche Anstrengungen, zumal mehrere Nachbargebäude Feuer fingen.

Eine starke personelle Belastung für die Wehr bedeutete der 1. Weltkrieg 1914 – 1918. Zwei Kameraden opferten im Kampf ihr Leben:

Carl Gottmann und Wilhelm Kopperberg

Das Jahr 1924 sollte wiederum zu einer großen Bewährungsprobe werden. Im Monat März brach nachts in der Fa. Ludw. Rocholl & Cie. ein Großbrand aus.
Zugefrorene Hydranten verhinderten zunächst eine energische Bekämpfung des Feuers in seinen Anfangsstadien. Das Wasser musste aus den Brunnen der benachbarten Häuser geholt werden, und zwar bei klirrender Kälte. Fast alle Landwehren der Bürgermeisterei Radevormwald beteiligten sich an der Brandbekämpfung. Trotzdem konnte man die Fa. Rocholl vor einem großen Schaden nicht bewahren.

 

Firma Ludwig Rocholl & Co nach Brand im März 1924
Firma Ludwig Rocholl & Co nach Brand im März 1924

 

Verbandsfest der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Lennep am 11. und 1 2. Juli 1925 In Radevormwald

Die Wehr konnte wegen des 1. Weltkrieges das 50jährige Bestehen nicht feiern.
Aus diesem Grunde übernahm man die Austragung des Verbandsfestes der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Lennep, zu dem wir seinerzeit gehörten. Im Kreis Lennep gab es in jenem Jahr insgesamt neun Feuerwehren mit rund 1860 Feuerwehrleuten. Davon entfielen auf die

Übersicht
Übersicht

 

Kreisbrandmeister des Kreises Lennep war seinerzeit Branddirektor Hendrichs Hückeswagen, sein Stellvertreter Branddirektor Böcker, Ronsdorf.

Die Mitgliedsliste der Freiwilligen Bürger-Feuerwehr Radevormwald e. V. hatte folgendes Aussehen:

Ehrenoffizier: August Gottmann Chef der Wehr: Bürgermeister Schomburg Oberbrandmeister: Ernst Kattenbusch stv. Oberbrandmeister: Paul Wernicke Brandmeister: R Heinzemann stv. Brandmeister: Otto Rocholl stv. Brandmeister: Fr. Busenbecker Steigerführer: Walter Krauskopf stv. Steigerführer: Adolf Kanter Obf. Hornist: Herm. Reinbott Obf. Hornist: Wilh. Leitzbach Obf. Steiger: Georg Keusen sen. Obf. Steiger: Aug. Finkensieper Obf. Strahlrf.: Emil Hombrecher Obf. Strahlrf.: Gustav Meier Steiger: Artur Meyer Steiger: Kar! Nieß Steiger: Joh. Koch sen. Steiger: Otto Schwaner Steiger: Ernst Käseberg Steiger: Fritz Hasenburg Steiger: Fritz Krauskopf Steiger: Hermann Grüterich Steiger: Willi Theiß Steiger: Georg Keusen jun.
Hydrantmeister: 1. Schwinderlauf Hydrantmeister: Hugo Meyer Obf.: Otto Fliege Obf.: Rob. Krauskopf sen.
Obf.: Fritz vom Stein Obf.: Otto Finkensieper Obf.: Heinrich Böhm Fwm.: Gustav Knopp Fwm.: Heinrich Kemmerich Fwm.: Richard Dörner Fwm.: Emil Hohmann Fwm.: Emil Dorst Fwm.: Edmund Fennel Fwm.: Hans vom Bruch Fwm.: JosefPeppinghaus Fwm.: Joh. Koch jr.
Fwm.: Alex Knipping Fwm.: Rob. Krauskopf jr.
Fwm.: Gustav Lange Fwm.: Albert Ambrock Fwm.: Walter Brüninghaus Fwm.: OUo Giersiepen Fwm.: Ernst Pohlig Fwm.: Fritz Sieper Obf.: Sanitäter Emil Dulsberg Obf.: Sanitäter Rudolf Knipping Spielleute: Fwm. Otto Emde, Fwm. Rudolf Klüting, Fwm. Fritz Geßner – Fwm.
Hugo Dahlhaus.

Zum Fest selbst wäre noch zu bemerken, dass die Feuerwehr erstmals in einem FestzeIt auf dem Hohenfuhrfeld feierte, welches dem Schützenverein Radevormwald gehörte und an die Feuerwehr ausgeliehen wurde.

Die Zusammenlegung aller Feuerwehren der Gemeinde Radevormwald und die Jahre bis zum 2. Weltkrieg.

Schon nach dem Großbrand der Fa. Rocholl im März 1924 mehrten sich die Befürworter einer einheitlichen Feuerwehrführung, die nicht nur bei Großbränden die Einsatzleitung aller beteiligten Wehren übernehmen, sondern auch die Ausrüstung und Ausbildung bestimmen und die von der Stadt zur Verfügung gestellten Geldmittel verteilen sollte. Man strebte eine Art Selbstverwaltung der Feuerwehr an. Diese Gedanken stießen zunächst auf harten Widerstand der ländlichen Wehren, die natürlich um ihre Eigenständigkeit bangten. Aber im Interesse eines besseren Brandschutzes und größerer Schlagkraft war man bald bereit, hierüber zu diskutieren. So kam es, dass im Herbst des Jahres 1925 eine Versammlung unter der Leitung des Bürgermeisters Schomburg stattfand mit dem einzigen Tagungspunkt: Zusammenlegung aller Wehren der Gemeinde Radevormwald.

Diese Versammlung verlief anfangs äußerst stürmisch. Ganz besonders setzte sich Polizeikommissar Schaper für die Zusammenlegung ein. Letztlich siegte doch die Vernunft und die Versammlung schlug den Kameraden Otto Rocholl als neuen Leiter der Wehr vor. Bürgermeister Schomburg nahm sofort die Vereidigung vor und beförderte Otto Rocholl zum Branddirektor. Als Stellvertreter wurde Ewald Holberg, Remlingrade, gewählt. Der jetzt frischgebackene Branddirektor Otto Rocholl schlug Erich Bremicker, Gruppe Herbeck, als persönlichen Adjutanten und Schriftführer vor, der auch annahm. Damit war die neue Feuerwehrführung gebildet. Die Leitung der Bürger-Feuerwehr Stadt blieb in den bewährten Händen des Oberbrandmeisters Kattenbusch.

Da wenigstens in der Stadt die Alarmierung durch die Installation einer Sirene im Turm der reformierten Kirche Mitte der zwanziger Jahre erleichtert wurde, stellte man sofort eine neue Alarmordnung auf, die vorsah, dass zunächst Branddirektor Rocholl von dem Ausbruch eines Brandes informiert wurde und er dann entschied, welche Löschgruppen zum Einsatz kamen.

Um die Zusammenarbeit der einzelnen Gruppen zu verbessern, wurden Gemeinschaftsübungen angesetzt. Als ein Jahr später, also 1926, der Radevormwalder Musikverein der Feuerwehr angegliedert wurde und sich nunmehr Musikkapelle der Freiwilligen Bürger-Feuerwehr Radevormwald e. V. nannte, wurden auch Marschübungen durchgeführt. Die Musikkapelle, an deren Spitze jahrelang Otto Emde stand, erreichte unter der Leitung des Obermusikmeisters Räter ein beachtliches Können und war weit über die Grenzen unserer Heimatstadt bekannt. Die Kapelle spielte nicht nur auf Feuerwehrfesten sondern auch regelmäßig auf den Vierteljahres-Versammlungen.

In jenen Jahren wurde die erste motorisierte Anhängerspritze angeschafft, welche das stolze Gewicht von 26 Zentnern auf die Waage brachte. Für den Transport wurden die Fuhrunternehmer Busenbecker und Eicker vepflichtet, die über entsprechend schwere LKW’s verfügten. Die erste große Bewährungsprobe hatte die Spritze 1927 beim Brand des Hotels Fasbender zu bestehen, mit dem Ergebnis, dass der Wasserschaden am Gebäude größer war als der Brandschaden. Ein von den TITAN-Werken in Bergerhof gekaufter Mannschaftswagen, der rot angestrichen wurde und eine Glocke erhielt, sollte dazu beitragen, dass die Wehrleute schneller als bisher zu den Brandstellen befördert wurden.

 

Die Zusammenlegung hatte sich bewährt. In der Feuerwehr wurde nunmehr im besonderen Maße die Kameradschaft gepflegt, welches in der Veranstaltung vieler Waldfeste zum Ausdruck kommt, ganz zu schweigen von den Kameradschaftsabenden im Vereinslokal Faßbender.

 

Was tat sich auf Kreisebene?

Die beiden Kreisfeuerwehrverbände Lennep und Solingen wurden 1930 in einem Verband Lennep-Solingen zusammengefasst. Als am 25. November 1931 der Oberbrandmeister Caesar, Papierfabrik Wilhelmstal, aus dem Vorstand .ausschied, wurde als 2. Stellvertreter Vorsitzender Branddirektor Rocholl vorgeschlagen und am 19. März 1932 in Solingen-Ohligs gewählt. Rechnungsführer wurde sein Schriftführer Erich Bremicker. Eine Wiederwahl erfolgte am 20. Mai 1933 in Opladen. Durch Reichsgesetz vom 23. November 1938 wurden sämtliche Kreisfeuerwehrverbände aufgelöst.

Ab 1934 machte die NSDAP ihren Einfluß auf die Wehr geltend. Zunächst trat der stellv. Wehrleiter Ewald Holberg zurück Rudolf Heinzemann wurde sein Nachfolger. Der Löschzug Stadt verlor seinen verdienstvollen, seit 1906 mit der Führung des Löschzuges beauftragten Oberbrandmeister Kattenbusch, der sich vom aktiven Dienst zurückzog und der Altersabteilung beitrat. Kattenbusch, ein vorbildlicher Feuerwehrkamerad, der große Pionierarbeit im Feuerlöschwesen leistete, wurde in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenoberbrandmeister des Löschzuges Stadt ernannt. Sein Erbe übernahm Heini Kanter, der damit Familientradition fortsetzte.

Brandmeister Kanter war es auch, der seinem Wehrleiter Rocholl einen interessanten Vorschlag über eine Alarmanlage machte, der erwähnenswert erscheint.
Kanter schlug vor, in der Wohnung von 14 Feuerwehrkameraden, die in der Nähe des Gerätehauses Hohenfuhrstraße 13 wohnten, Alarmschellen zu installieren, die mit einer Steuerleitung untereinander verbunden waren. Bei Feuergefahr hätte also jeder dieser Wehrleute die Möglichkeit gehabt, sämtliche Schellen in Tätigkeit zu setzen. Eine denkbar einfache Sache, man hätte also bei Kleinbränden die Nachtruhe der Bewohner nicht zu stören brauchen. Höhe des Kostenvoranschlages: 285 Mark Schade, daß dieser Vorschlag seinerzeit nicht verwirklicht werden konnte.

Die nächsten Jahre sollten zu einer ernsthaften Prüfung der Feuerwehr werden.
Durch das Reichsgesetz vom 23. November 1938 wurde auch praktisch der Verein „Freiwilligen Feuerwehr Radevormwald e. V.“ aufgelöst. Die Feuerwehrkameraden wurden zum „aktiven Dienst“ verpflichtet – die Feuerlösch-Polizei als selbständige Abteilung im Polizeiwesen, wurde ins Leben gerufen. Auch die Feuerwehrkapelle sollte in den „aktiven Dienst“ eingereiht werden. Als Bürgermeister Rhode auf eine Entscheidung drängte, sprach sich die Kapelle für die Erhaltung der Selbständigkeit aus. Durch diesen Entschluss durfte sie den Namen „Feuerwehrkapelle“ nicht mehr führen. In einer Versammlung, welche am 10. Dezember 1942 einberufen wurde, sprachen sich die Mitglieder für die Erhaltung der Kapelle aus und entschieden sich für den neuen Namen „Städt. Musikverein Radevormwald e. V“

Die Kriegs- und Nachkriegszeit.

Gleich zu Anfang des Krieges wurden Wehrleiter Rocholl und der Löschzugführer Heini Kanter eingezogen. Während Hugo ProlI, als bewährter Führer seiner Löschgruppe Herkingrade und stellv. Wehrleiter seit 1937, die Geschäfte der Wehrleitung übernahm, wurde Heini Kanter von Brandmeister Paul Kempf im Löschzug Stadt vertreten. 1940 wurde der spätere Hauptbrandmeister Alex Knipping zum kommissarischen Leiter des Löschzuges Stadt bestellt. In jenem Jahr erhielt auch die Feuerwehr ihr erstes Feuerlöschfahrzeug – einen LF 8 mit Anhänger. Die Anschaffung dieses Fahrzeuges war mehr als dringend, da durch die Ausweitung der hiesigen Industrie- und Wohngebiete immer höhere Anforderungen an den Brandschutz gestellt wurden.

Als die alliierte Luftwaffe in den Jahren 1943-1945 Großangriffe auf das Ruhrgebiet und Nachbarstädte flog, wurde auch unsere Feuerwehr zur Brandbekämpfung herangezogen. Jeweils eine Gruppe kam dann in den Räumen Essen, Köln, Düsseldorf, Krefeld, Aachen, Remscheid, Wuppertal und Solingen zum Einsatz. Mit zunehmender Tätigkeit der Tiefflieger war die Brandbekämpfung zeitweise lebensgefährlich. Man war oftmals mehrere Tage im Einsatz, ohne besondere Verpflegung und Unterkunft. Ein Brief des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld an die Freiwillige Feuerwehr Radevormwald würdigt die Einsatzbereitschaft:

Krefeld, den 4. 8. 1943.

Bei dem Großangriff auf Krefeld am 22.6.43 waren auch Ihnen unterstellte Feuerlöschkräfte eingesetzt.
An der schnellen Beseitigung der Schäden und an der Bergung wertvollen Volksgutes waren die von Ihnen zur Verfügung gestellten Feuerlöscheinheiten maßgeblich beteiligt.
Für die tatkräftige Unterstützung danke ich Ihnen.
Ich bitte, diesen Dank und meine besondere Anerkennung auch den hier eingesetzt gewesenen Führern, Unterführern und Männern der Frelw. Feuerwehr auszusprechen.
gez. Der Oberbürgermeister.

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass zwei Kameraden alle Kriegseinsätze mitgemacht haben, und zwar Josef Schnitzler und Hermann Hedfeld.

Da immer mehr Feuerwehrkameraden Soldat werden mussten, schrumpfte der Löschzug bis auf 1 Gruppe zusammen. Und immer näher rückten die Kriegswolken. In den Märztagen des Jahres 1945 war es dann soweit. Erhöhte Fliegertätigkeit setzte ein. Auf allen nach Radevormwald führenden Straßen brannten angeschossene Fahrzeuge aus, aber nichts konnte die Wehr abhalten, überall rettend einzugreifen. Dieser unermüdliche Einsatz steigerte sich von Tag zu Tag, bis dann am 12. April im Stadtgebiet selbst gegen 11,00 Uhr ein Fahrzeug der Wehrmacht in Brand geschossen wurde, das den ersten Stadteinsatz bedingte.
Auch ein Geschäftshaus am Scheideweg ging durch Tieffliegerbeschuss in Flammen auf. Der in den Nachmittagsstunden einsetzende Artilleriebeschuss leitete den Angriff der Amerikaner auf Radevormwald ein.

In der Nacht vom 12. auf den 13. April 1945 setzte Brandmunition die Rochollsche Fabrik in Flammen. Eine Alarmierung der Feuerwehr durch die Sirene war durch den Stromausfall nicht möglich. Trotzdem waren ungefähr vierzehn Kameraden zur Stelle, darunter auch Kameraden der Herbecker Gruppe, die sich trotz lebhaftem Beschuss der Kaiserstraße bis zur Rochollschen Fabrik durchkämpften. Auch der Beschuss dieses Stadtviertels mit schwerer Artillerie konnte die Kameraden nicht davon abhalten, ihre Löschtätigkeit aufzunehmen.
Es gelang tatsächlich, die Brände Studberg, Rocholl und Klüting zu lokalisieren, obwohl Wassermangel herrschte und oft volle Deckung vor einschlagenden Granaten genommen werden musste. Es mag gegen 7.00 Uhr morgens gewesen sein, als plötzlich der Beschuss aufhörte. Unsere Stadt bot zwar einen trostlosen Anblick, aber noch standen sämtliche Häuser der Kaiserstraße und des Zentrums, ein Verdienst des überaus mutigen und entschlossenen Einsatzes der Feuerwehrkameraden.
Da entstand plötzlich die Parole: „Bis 9.00 Uhr muss Radevormwald geräumt werden, die Stadt wird in Schutt und Asche gelegt!“
Diese Nachricht verursachte große Aufregung in der Bevölkerung. Viele verließen ihre Häuser. Gegen 9.00 Uhr setzte wiederum Ari-Beschuss ein, vom Osten die Amerikaner, vom Westen die deutsche Wehrmacht. Als gegen Mittag der Beschuss vom Osten her aufhörte, drangen die ersten amerikanischen Panzer in die Stadt ein. Es entwickelte sich ein wildes Feuergefecht. Einige „Verteidiger“ unserer Stadt hatten sich im Fischer’schen Laden verbarrikadiert und empfingen die Panzer mit Maschinengewehrgarben.

Die Panzer erwiderten das Feuer und schossen in das Geschäft Fischer, Kaiserstraße, aus welchem dann wenige Augenblicke später dichter Rauch und Feuer drang. Es entstand ein verheerendes Feuer, welches sich zunächst beidseitig die Kaiserstraße Richtung Markt hinauffraß und dann auf die Hochstraße (heutige Bischof-Bornewasser-Straße) übergriff. Die Stadt schien rettungslos verloren zu sein. Auf jeden Zivilisten, der sich auf die Straße wagte, wurde geschossen. In diesem unbeschreiblichen Chaos versuchten beherzte Feuerwehrleute noch zu retten, was zu retten war. Aber leider gaben die Hydranten kein Wasser mehr ab. Feuerwehrleute wurden auf Grund ihrer Uniform (man hielt sie für Soldaten) von den Amerikanern festgenommen und später wieder auf freien Fuß gesetzt. Trotzdem gelang es, die Motorspritze und den Schlauchkarren bis zum Marktplatz zu bringen und dem dortigen Brunnen und der unterirdischen Zisterne Löschwasser zu entnehmen. Leider waren die Löschwasservorräte bald aufgebraucht, so dass die Feuerwehr gezwungen war, Löschwasser aus „Spannagels Teich“ in die Stadt zu pumpen. Trotz Beschuss wurde eine 800m lange Schlauchleitung verlegt und Wasser mit Hilfe von zwei Motorspritzen in das gefährdete Stadtgebiet gepumpt. Es war zwar nicht mehr möglich, die brennenden Häuser zu retten, so wurde jedoch ein Stadtbrand verhindert.

Dabei standen die Wehrmänner seit über 24 Stunden im Einsatz. Jede Benachrichtigung nach „draußen“ war durch die sich immer rascher vollziehende Besetzung und Abriegelung der Stadt unmöglich. Dieser fast übermenschliche Löschdienst der Wehr fand erst in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1945 mit dem letzten Brand in der Oststraße seinen Abschluss. Gedankt sei an dieser Stelle den Feuerwehrkameraden, die doch letztlich „freiwillig“ ihre ganze Kraft, die Gesundheit, ja ihr Leben aufs Spiel setzten, für den Dienst am Nächsten.
Gedankt sei auch den vielen, leider uns unbekannten Bewohnern unserer Stadt, die überall selbstlos halfen und in einigen Fällen sogar die Initiative für die Brandbekämpfung ergriffen. Ihr Lohn ist es, eine größere Katastrophe verhindert zu haben.

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges hatte der Löschzug Stadt den Verlust folgender Kameraden zu beklagen:

Alfons Kemmerich gef. 1943, Waldemar Wolzenburg gef. 1943, Fritz Bolz gef. 1944, Karl Ludwig Därper gef. 1944, Erich Huckenbeck gef. 1944, Ewald Tillmann gef. 1945, Viktor Sommer gef. 1946, Egon Eversberg vermisst, Josef Rauterkus vermisst, Hans Schräder vermisst

 

Wehrführer Otto Rocholl kam im Juni 1945 aus der Gefangenschaft zurück. In den ersten Nachkriegsjahren war die Führung darum bemüht, wieder die Sollstärke zu erreichen. Viele junge Männer wurden geworben und ausgebildet. Aus Wehrmachtsbestand erhielt der Löschzug Stadt ein 10to-Fahrzeug LF 25 zugeteilt. Da man nur über einen Raum im Hause der Hohenfuhrstraße 13 verfügen konnte, musste das Fahrzeug zunächst „Im Springel“ untergestellt werden. Da auch die Militär-Regierung den Krankentransport der Feuerwehr zudiktierte, war der Bau eines Feuerwehrgerätehauses, zumindest aber eine Erweiterung des bisherigen Raumes zum Schützenplatz hin, unumgänglich. Im Jahre 1948 war es dann soweit, dass der Anbau, der mit bemerkenswerter Selbstbeteiligung der Feuerwehr fertiggestellt wurde, benutzt werden konnte.

1948 Gruppenfoto des Löschzuges Stadt
1948 Gruppenfoto des Löschzuges Stadt

 

 

Im Januar 1948 kehrte Oberbrandmeister Kanter aus der Gefangenschaft zurück und übernahm wieder den Löschzug Stadt bis zum Ende des Jahres, als er sich endgültig vom aktiven Dienst zurückzog und aus der Wehr austrat. Brandmeister Knipping wurde dann wiederum als Leiter des Löschzuges gewählt.

 

Folgende Kameraden bildeten die Führung des Löschzuges im Mai 1952:

Oberbrandmeister Knipping (Zugführer) Brandmeister Ewald Reinhardt (stellv. Zugführer / Führer Gruppe 1) Brandmeister Gustav Lambeck (Stellvertreter) Brandmeister Fritz Kleinjung (Führer Gruppe 2) Oberfeuerwehrmann Karl Wellershaus (Stellvertreter) Brandmeister Hans vom Bruch (Gerätewart) Oberfeuerwehrmann Albert Ambrock (Kassierer) Oberfeuerwehrmann Hans Raum (Schriftführer)

Eisenbahnunglück 1952
Eisenbahnunglück 1952

 

Mit dem Krankentransport wurde in jenem Jahre das Taxi-Unternehmen Dörner beauftragt. Das Leben in der Feuerwehr nahm seinen gewohnten Gang, die jungen Männer fügten sich harmonisch ein und man konnte nun daran denken, das 85jährige Jubiläum zu feiern.

Durch große Anteilnahme zeigte die Bevölkerung ihre enge Verbundenheit mit der Wehr. Unvergessen werden wohl die beiden Übungen auf dem Marktplatz bleiben, in deren Verlauf man zuerst eine Spritze aus dem Jahre 1870 vorführte und im Anschluss daran das Leiterfahrzeug der Feuerwehr Leverkusen.

 

 

Eine mechanische Schiebeleiter wurde 1954 angeschafft, um im Notfalle auch Menschen aus den mehrgeschossigen Häusern im Stadtzentrum über eine Leiter retten zu können.

Es zeigte sich sehr bald, dass die bisherigen Unterstellmöglichkeiten der Feuerwehrfahrzeuge nur ein Provisorium waren und der Bau eines neuen Gerätehauses immer dringender wurde. Der seinerzeitige Stadtdirektor Schlehahn hatte volles Verständnis für die Forderung der Wehr und schaffte die Voraussetzungen für ein modernes und großräumiges Haus. Die Finanzierung war gesichert bis auf 10.000,- DM, welche die Feuerwehr aufzubringen hatte. Oberbrandmeister Knipping sprach bei der hiesigen Industrie vor, welche ein offenes Ohr für seine Bitte hatte und finanzielle Mittel zur Verfügung stellte.

Es ging zügig voran, und bereits am 29. Mai 1959 konnte das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht und dem Bestimmungszweck übergeben werden. Zu der Feier im Sitzungssaal des Gerätehauses waren nicht nur die Vertreter der Stadtverwaltung, sondern auch Oberkreisdirektor Dr. Bubner und Kreisbrandmeister Helfer gekommen. Der Festakt wurde musikalisch umrahmt vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Radevormwald unter Leitung von Musikmeister Engelhardt, jener Kapelle, die sich noch vor Monaten „Borbecker Feuerwehrkapelle“ nannte und im Januar 1959 offiziell dem Hauptbrandmeister als Musikzug unterstellt wurde. Die Übergabe des Gerätehauses erfolgte durch Bürgermeister Kreckel an Hauptbrandmeister Rocholl. Zuvor hatten Kreisbrandmeister Helfer, Ehrenkreisbrandmeister Müller und Hbm Rocholl die Front der Freiwilligen Feuerwehr abgeschritten.

Nachdem Kreisbrandmeister Helfer seine Glückwünsche der Wehr dargebracht und Hauptbrandmeister Rocholl dem Rat und Verwaltung für das Gelingen dieses schönen Hauses gedankt hatte, übergab Rocholl dem zuständigen Oberbrandmeister Knipping, der sich unermüdlich für den Bau eingesetzt hatte, als Leiter der örtlichen Wehr den Schlüssel. Anschließend wurden alle Einrichtungen des Hauses besichtigt.

Seit 1925 stand Otto Rocholl an der Spitze der Feuerwehr und prägte in diesen vielen Jahren ihr Gesicht. Nach Erfüllung seines größten Wunsches, den er schon vor dem 2. Weltkrieg immer wieder der Verwaltung vortrug, ein neues Gerätehaus als Zentrale für die Gesamtwehr, dachte Rocholl nunmehr daran, die Führung der Feuerwehr in jüngere Hände zu legen. Als neuer Leiter der Wehr wurde Oberbrandmeister Alex Knipping vorgeschlagen. Der Kommandowechsel vollzog sich im Februar 1960. Stellvertretender Wehrleiter wurde Brandmeister Heinrich Betz von der Löschgruppe Wellringrade. Den Löschzug Stadt übernahm Brandmeister Ewald Reinhardt. Auf Grund seiner Verdienste um das Feuerlöschwesen in Radevormwald wurde dem Scheidenden der Titel des Ehrenhauptbrandmeisters zuerkannt.

 

Eine wesentliche Erhöhung der Einsatzbereitschaft stellte die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges TLF 16 dar. Die Übergabe erfolgte im Mai 1961. Mit diesem Fahrzeug erhielt die Wehr auch moderne Pressluftatmer. Als 1962 die Feuerwehr mit Funk ausgerüstet wurde, und zwar wurde eine Feststation im Feuerwehrgerätehaus und ein Gerät FUG 8 im Tanklöschfahrzeug angebracht, war ein Ausrüstungsstand im Löschzug Stadt erreicht, der in jenen Monaten allgemein sehr beachtet wurde.

Wie es in allen freiwilligen Organisationen einmal vorkommt, so zeichnete sich im Jahre 1962 und folgenden eine schwere Krise ab, die dazu führte, dass die Mitgliederzahl des Löschzuges stark absank Viele Kameraden kehrten der Feuerwehr den Rücken.

Hauptbrandmeister Knipping wurde wegen Erreichung der Altersgrenze durch seinen Stellvertreter Heinrich Betz zunächst kommissarisch in der Führung der Wehr abgelöst, und Oberbrandmeister Reinhardt, der ebenfalls der Altersabteilung beitrat, durch Brandmeister Friedel Hasenburg ersetzt. Eine ehrenvolle Verabschiedung und die Einführung der neuen Wehrleiter erfolgte in einer Feierstunde im Feuerwehrgerätehaus am 2. April 1965.

In dieser Zeit war klar zu erkennen, wie wichtig es ist, auch auf gut ausgerüstete Landwehren zurückgreifen zu können. Und hier zeigte sich ein großer Nachholbedarf. Aber in gemeinsamen Gesprächen mit dem Rat und Verwaltung unserer Stadt konnte auch diese Lücke im Rahmen eines Fünf-Jahres-Planes geschlossen werden, wobei natürlich die Übernahme von vier ZB-Fahrzeugen sehr gelegen kam.

Die Anzahl der Löschbezirke wurde von fünf auf drei reduziert:
Löschbezirk 1: Löschzug Stadt, Halbzug Herbeck
Löschbezirk 2: Gruppe Herkingrade, Remlingrade, Onkfeld
Löschbezirk 3: Gruppe Landwehr, Wellringrade, Borbeck, Hahnenberg.

Durch die Einrichtung einer „Stillen Alarmierung“ wurde schon ein Schritt zu einer zukünftigen hauptamtlichen Wache gemacht, die nun an erster Stelle auf der Wunschliste der Feuerwehr stand.

In den Nachkriegsjahren hatte der Löschzug Stadt oft Gelegenheit, seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, sich zu bewähren, sei es bei der Bekämpfung von Großbränden landwirtschaftlicher Anwesen, bei nachbarlichen Löschhilfen (Firma Bisterfeld, Egerpohl, oder in Hückeswagen beim Brand der Firma Steger und der Ziegelei), bei der Hilfeleistung nach einem Explosionsunglück bei der Firma Schreiber, Industriestraße, bei schweren Verkehrsunfällen, bei der Beseitigung von Ölen und chemischen Flüssigkeiten, bei der Bergung gefährdeter Tiere – die Palette ist bunt. Die Kameraden waren durch die aufopfernde Tätigkeit des Ausbilders und Löschzugführers Friedel Hasenburg bestens auf diese schwierigen Aufgaben vorbereitet, so dass wirkungsvolle Hilfe geleistet werden konnte.

 

1968 feierte der Löschzug sein 100jähriges Bestehen in einem FestzeIt auf dem Hohenfuhrplatz, und zwar in der Zeit vom 18. – 20.5.1968. Gleichzeitig wurde der Kreisverbandstag mit einer Delegiertensitzung durchgeführt. Die Bevölkerung nahm großen Anteil an den verschiedenen Festveranstaltungen. Ein besonderer Höhepunkt war die Übung „Wie vor hundert Jahren“ auf dem Marktplatz.
Die Freiwilligen Feuerwehren des Rhein-Wupper-Kreises nahmen an dem anschließenden Festumzug teil.

Als am 26.6.1969 die Brandsirenen heulten, lautete die Schreckensnachricht:
„Dachstuhlbrand Gaststätte Dörner, Markt“. Die Fachwerkhäuser im Zentrum der Stadt sind besonders brandgefährdet. Vor allen Dingen ist mit sofortiger Brandausdehnung zu rechnen, da die meisten Häuser keine Brandmauern besitzen. Das erste Löschfahrzeug LF 8 unter dem Kommando des damaligen Gruppenführers Gert Pfeifer nahm sofort einen Innenangriff vor und sicherte die Dachstühle der angrenzenden Wohnhäuser. Durch diesen gezielten Angriff konnte eine größere Brandkatastrophe im letzten Moment verhindert werden.

Großes Glück im Unglück hatten am 10.12.1969 städt. Bedienstete und Führungskräfte der Feuerwehr bei der Besichtigung der Abbrucharbeiten auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Firma Rocholl, Südstraße. In dem Moment, als die Gruppe das Gelände betrat, explodierte eine Sauerstoffflasche. Durch die Druckwelle wurden die Fensterscheiben der angrenzenden Häuser in einer Entfernung bis zu 100 Meter zerstört. Der aufgeplatzte Mantel der Flasche flog in Richtung Stadtwerke, Bahnstraße, und landete auf der Krankenhausstraße, wenige Meter neben einem der dortigen Gasometer…

Einrichtung einer Feuer- und Rettungswache In Radevormwald

Für die Bürger ist es heute eine Selbstverständlichkeit: Bei Unfall, Brand oder plötzlicher Krankheit wird der Notruf 112 gewählt, wenig später steht der Kranken-, Notarzt- oder Feuerwehrwagen vor der Tür und bringt Hilfe.
Doch wie war es früher?
Gleich nach Kriegsende bis 1953 wurden in Radevormwald die Krankentransporte mit 2 alten Behelfsfahrzeugen und 2 Fahrern in städt. Regie durchgeführt. Die Fahrer waren Erich Franke und Ernst Fliege, die gleichzeitig Mitglieder des Löschzuges waren.

1954 beschloss der Rat der Stadt, den Krankentransportdienst privat durchführen zu lassen. Bis 1969 übernahm das Taxi-Unternehmen Dörner mit großem persönlichem Einsatz diese Aufgabe. Als der Unternehmer aus Altersgründen den Krankentransportdienst nicht mehr im vollen Umfang versehen konnte, wurde von der Freiwilligen Feuerwehr zur Entlastung ein gebrauchter Krankenwagen von der Berufsfeuerwehr Remscheid beschafft, der durch Angehörige des Löschzuges Stadt im ehrenamtlichen Einsatz gefahren wurde. In 1969 wurden immerhin 78 Transporte durchgeführt.

Als die Firma Dörner im Jahr 1970 endgültig aufgab, lag die Hauptlast des Krankentransportdienstes nunmehr auf den Schultern der Mitglieder des Löschzuges Stadt, die den Krankentransportdienst rund im die Uhr in ihren Reihen zu organisieren hatten. Während Feuerwehrkameraden tagsüber den Krankentransportwagen mit zu ihrer Firma nahmen, um von dort aus ausrücken zu können, übernachteten jeweils 2 Feuerwehrkameraden im Gerätehaus Carl-DiemStraße. Schwierigkeiten traten auf, weil sich die jeweiligen Arbeitgeber gegen häufige Arbeitsunterbrechungen wehrten. Der damalige Wehrführer Betz schlug die Einrichtung einer hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache vor, welche dann auch vom Rat der Stadt beschlossen wurde. 6 Feuerwehrleute nahmen im Schichtwechsel den Dienst auf dieser Wache ab 1. Aug. 1970 auf. Dadurch waren auch die Voraussetzungen für die Anschaltungen der Notrufe 112 für das Stadtgebiet und 7000 für die Wupperortschaften gegeben.

Das Feuerwehrhaus an der Carl-Diem-Straße platzte durch die Einrichtung der Feuer- und Rettungswache aus allen Nähten, so dass sich die Stadtverwaltung um einen Bauplatz für ein neues Feuerwehrhaus bemühen musste. Der Johanniter-Orden stellte 1978 ein Gelände unterhalb des Krankenhauses zur Verfügung, wo dann 1981 die neue Feuer- und Rettungswache eingeweiht werden konnte.

Durch den neuen Standort war es möglich geworden, den Arzt per Notarztwagen vom Krankenhaus abzuholen und zum Einsatzort zu fahren. Das bisherige Rendez-vous-System wurde dadurch vorteilhaft ersetzt.

Durch die ständig wachsenden Aufgaben der Feuerwehr im Rettungsdienst und Umweltschutz sowie bei Hilfeleistungen, musste der Geräte- und Personalbestand vergrößert werden.

So haben die hauptamtlichen Kräfte außer ihren gelernten, meist handwerklichen Berufen eine I-jährige Ausbildung bei einer Berufsfeuerwehr als Feuerwehrmann und Rettungssanitäter erfolgreich absolviert. Die Weiterausbildung zum Rettungsassistenten haben zwischenzeitlich alle hauptamtlichen Kräfte absolviert.

Heute beherbergt die Feuer- und Rettungswache an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße den Löschzug I Stadt mit seinem Fahrzeugpark sowie 15 hauptamtliche Kräfte und 3 Zivildienstleistende in 3 Schichten. Neben den 7 Feuerwehrfahrzeugen sind auch noch 1 Notarztwagen und 1 Krankentransportwagen stationiert.
In den Jahren 1970 – 1993 wurden von den hauptamtlichen Kräften außer den Aufgaben im Feuerwehrbereich rd. 57.900 Rettungsdiensteinsätze jeglicher Art gefahren und ca. 700.000 km zurückgelegt.

Löschfahrzeuge aus dem Kreis waren auf Prüfungsfahrt.
In beiden Klassen kam Radevormwald auf den 2. Platz

So lauteten die Schlagzeilen in der hiesigen Presse am 22. Juni 1969, als unsere Wehr die Farben Radevormwalds würdig bei der Feuerwehr-Rallye anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Wermelskirchen vertrat. Insgesamt 32 Fahrzeuge waren am Start in Tente. Es wurde in zwei Klassen gefahren und gewertet Fahrzeuge der Klasse I bis 7,5 t und Klasse 11 über 7,5 t. Die Fahrstrecke ging durch sehr enge Straßen über 45 km quer durch das Kreisgebiet.

Die Wettkampfgruppen
Die Wettkampfgruppen

 

Hier bewies der Fahrer des Löschfahrzeuges LF 16, Oberfeuerwehrmann Helmut Wolzenburg, sein großes fahrerisches Können. Während der Fahrt musste die im Fahrzeug sitzende Gruppe Fragebogen mit 25 verkehrstechnischen und 15 feuerwehrtechnischen Fragen beantworten. Am Ziel im Eifgental wurde die Prüfungsfahrt mit einem Schnelligkeitswettbewerb abgeschlossen, nachdem die Teams auch noch vier verschiedene Hydranten im Stadtgebiet suchen mussten.
Bei dieser Schnelligkeitsübung bewies der Löschzug Stadt seine große Klasse:
Mit Gruppenführer Brandmeister Gert Pfeifer wurde in nur 112,6 Sekunden ein kompletter Angriff mit 3 C- Rohren vorgetragen! Mit diesen Leistungen hatte der Löschzug Stadt seine schon während der Fahrt gewonnenen Positionen in beiden Klassen gefestigt und errang den zweiten Platz sowohl in der Klasse I (Gruppenführer Bm Gert Pfeifer) als auch in der Klasse n (Gruppenführer Bm Heribert Balve).

Wehrführer Heinz Betz und Obm Friedel Hasenburg freuten sich mit ihren Kameraden, die stolz und überschwenglich verkündeten: „Bürger, ihr könnt ruhig schlafen – wir passen schon auf!“

 

1971 – aus Sicht der Feuerwehr ein Jahr der Katastrophen

Hier die Statistik:
23./24.2.1971 Großbrand Sintermetallwerk Krebsöge
26.3. Wilhelmstalwerke, Wilhelmstal
30.4. Stahlwerk Grimm
8.10. Landwirtschaftliches Anwesen Klüting, Herbeck
27.5. Zugunglück in Dahlerau-Neuland
20.7. Gefährdung der öffentlichen Trinkwasserversorgung

 

Hinzu kommt eine Vielzahl von Kleinbränden und Hilfeleistungen.

 

Auf den Großbrand Sintermetallwerk Krebsöge möchten wir näher eingehen.
Am 23.2.1971, 23,37 Uhr, wurde über Notruf 112 der Brand des viergeschossigen Werks- und Bürogebäudes gemeldet. Im Labor (1. Obergeschoß) war bei Arbeiten mit Paraffin vergessen worden, eine Heizplatte abzuschalten. Durch die austretenden Paraffindämpfe und die überheizte Platte entstand ein explosionsartiger Brand, der – begünstigt durch die alten, ölgetränkten Holzfußböden sich sehr schnell ausbreitete. Im 1. Obergeschoß befand sich früher eine Ölerei.
Die Ausbreitung des Feuers auf die übrigen Geschosse wurde durch einen kaminförmigen Schacht einer früheren Förderanlage begünstigt. Es entstand eine Feuerbrücke in sämtliche Geschosse. Beim Eintreffen der Wehr war ein Betreten der brennenden Gebäude nicht mehr möglich, da durch die enorme Hitze die Geschosse einfielen. Ein Feuerwehrmann wurde durch herabfallende Ziegel am Kopf verletzt. Es waren 7 Löschfahrzeuge, 1 Sonderfahrzeug, 1 Krankenwagen und ein Kommandowagen bis zum 24.2., 19,45 Uhr, im Einsatz. Das Feuer wurde mit 3 B-Rohren und 8 C-Rohren bekämpft.

 

Zugunglück in Dahlerau-Neuland

Am Abend des 27. Mai 1971 fahren auf der eingleisigen Bahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Dahlerau und Beyenburg ein Triebwagen der Bundesbahn und ein Güterzug aufeinander zu. Als sie in einer Kurve nur etwa 1.000 Meter vom Bahnhof Dahlerau entfernt aufeinanderprallen, verlieren bei dem bislang schwersten Zugunglück in Deutschland 41 Kinder und fünf Erwachsene jäh ihr Leben, erleiden 23 Kinder und drei Erwachsene zum Teil schwerste Verletzungen. Nur ein einziger Junge und die beiden Männer auf der Güterzug-Lok kommen unversehrt davon. Es ist das furchtbare Ende einer Abschlussfahrt der Klassen 9b und 9c der Radevormwalder Geschwister-Scholl-Schule mit ihren Lehrern und einer begleitenden Mutter nach Bremen.

Zugunglück in Dahlerau-Neuland
Zugunglück in Dahlerau-Neuland

Die Katastrophe nahm ihren Lauf, als der von Radevormwald talwärts fahrende Güterzug mit fünf Waggons im Bahnhof Dahlerau am Fahrdienstleiter vorbei die schon für die Einfahrt des Triebwagen-Zuges auf das Nebengleis gestellte Weiche durchbrach und mit zunehmender Geschwindigkeit in die eingleisige Strecke rollte. Zwar versuchte der Fahrdienstleiter telefonisch, den außerplanmäßig verkehrenden Triebwagen mit den 63 Kindern, vier Lehrern und einer Mutter noch zu stoppen, leider vergeblich. Der Sonderzug hatte die letzte Blockstelle schon passiert. Um 21,08 Uhr prallten die beiden Züge aufeinander, die 63 Tonnen schwere Diesellok schob sich über das Chassis des Motortriebwagens und quetschte den Aufbau auf weniger als die Hälfte zusammen, der Triebwagenhänger wurde herumgeschleudert.

Fast gleichzeitig (21,10 Uhr) wurde Wehrführer Heinz Betz während einer Tagung des Führungsstabes der Freiwilligen Feuerwehr Radevormwald im Gerätehaus Carl-Diem-Straße von dem Zugunglück durch die Polizei informiert. Der Wehrführer löste sofort Katastrophenalarm aus. Die benachbarten Berufsfeuerwehren Remscheid und Wuppertal wurden gebeten, mit allen zur Verfügung stehenden Krankentransportwagen die Unglücksstelle anzufahren. Zusätzlich wurde die Freiwillige Feuerwehr Hückeswagen alarmiert. Das Johanniter-Krankenhaus Radevormwald, sowie alle Krankenhäuser in Hückeswagen, Wermelskirchen, Remscheid und Wuppertal wurden telefonisch verständigt, dass mit der Anlieferung von Schwerverletzten zu rechnen sei.

 

Die Bergung der Verletzten und Toten war gegen 22,30 Uhr beendet. Die freiwilligen Helfer waren pausenlos im Einsatz, viele leisteten Hilfe bis zum Umfallen.

Die Bundesbahn, vertreten durch ihren Präsidenten der Bundesbahndirektion Wuppertal, Herrn Dr. Gerlach, sprach den beteiligten freiwilligen Organisationen im Rathaus der Stadt Radevormwald für die Hilfeleistung Dank und Anerkennung aus. Die der Freiwilligen Feuerwehr Radevormwald ausgehändigte Spende wurde der Stadt Radevormwald für die Anschaffung eines neuen Krankentransportwagens zur Verfügung gestellt.

Feuerwehr und Bevertalsperre waren Retter In der Not.
Ein Rohrbruch zwischen Neye und Stoote drohte Wasserversorgung der Stadt Radevormwald stillzulegen

Am 20.7.1971 war die Wasserversorgung der Stadt Radevormwald stark gefährdet. Der Bruch der Zubringerleitung zwischen dem Pumpwerk Kleinberghausen und dem Wasserwerk Stoote der Stadtwerke Radevormwald war so gravierend, dass die Katastrophenschutzfahrzeuge der Feuerwehren Radevormwald (der Löschzug Stadt stellte das Löschfahrzeug LF 16), Hückeswagen und Wermelskirchen unter der Leitung des Kreisbrandmeisters Helfer eingesetzt werden mussten, um Rohwasser aus der Bevertalsperre direkt in die Aufbereitungsanlagen des Wasserwerkes Stoote zu pumpen. Während die Mitarbeiter der Stadtwerke unter der Leitung des Technischen Werkleiters Klaus Glasner den Rohrbruch in den Waldungen suchten, verlegten die Feuerwehrmänner sechs B-Leitungen von je 400 m Länge in den Trockenbereichen der Talsperre, um insgesamt rd. 10 cbm Beverwasser je Minute bis in die Nachtstunden zu fördern.
Somit konnte die Wasserversorgung der Stadt Radevormwald gesichert werden.

 

25.08.1972 Brandunglück Wohnhaus Pastoratshof 2

Das Tragische dieses Brandunglückes ist, dass ein einjähriger Junge sein Leben lassen musste, während es den übrigen Familienmitgliedern gelang, über ein angrenzendes Dach dem Flammentod zu entgehen.

Die Familie wurde durch Feuer- und Geruchwahrnehmung vor 0,30 Uhr aufgeweckt. Durch Ausfall des Telefons war eine sofortige Alarmierung nicht möglich. Das Treppenhaus war durch Feuer nicht mehr passierbar. Während die im Obergeschoß schlafende Familie über angrenzende Dächer und eine Leiter die Schlafzimmer verlassen konnte, musste ein einjähriger Junge in seinem Zimmer verbleiben, da dieses Zimmer nur über das Treppenhaus zu erreichen war.

Wegen des starken Rauches und der Hitze war es den Eltern nicht mehr möglich, das Kind zu retten.

Beim Eintreffen des Löschzuges Stadt wurden die Einsatzkräfte darauf hingewiesen, dass sich noch ein Kind im Obergeschoß befindet. Sofortige Rettungsversuche über Leitern – mit Atemschutzgeräten – verliefen negativ, da die Hitze- und Feuerentwicklung in dem Zimmer zu stark war. Die Bergung des Kindes war erst nach Niederkämpfung des Feuers gegen 1,20 Uhr möglich.

Im Jahr 1972 trat Stadtbrandmeister Heinz Betz aus privaten Gründen zurück.
Die Wehr sprach dem sehr agilen und fachkundigen Gruppenführer des Löschzuges Stadt, Brandmeister Gert Pfeifer, ihr Vertrauen aus, der dann auch vom Rat der Stadt zum neuen Wehrführer ernannt wurde.

In diesem Jahr erfolgte auch die Indienststellung eines Drehleiterfahrzeuges DL 30. Die Fahrzeughalle des Gerätehauses war nicht hoch genug, um das neue Fahrzeug einstellen zu können. Deshalb legte der Löschzug in Eigenleistung den Boden der Halle tiefer. Zusätzlich wurde auf dem Parkplatz der Stadtsparkasse an der Hohenfuhrstraße eine Fertiggarage mit 3 Einstellplätzen errichtet, um alle Fahrzeuge des Löschzuges unterstellen zu können.

Am 24.4.1973 wurde der Bauernhof der Familie Hellwig, Diepenbruch, ein Raub der Flammen.

 

Gründung der Jugendfeuerwehr

Stadtbrandmeister Gert Pfeifer war es, der in 1973 die Jugendfeuerwehr gründete. Mit der Führung der Jugendfeuerwehr wurde seinerzeit der heutige Wehrführer Eckhard Knorz beauftragt.

Mit großzügiger Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Schmidt führte der Löschzug Stadt sein erstes Zeltlager in der Eifel durch. Seit dieser Zeit sind die beiden Wehren kameradschaftlich eng verbunden.

Zum 31.12.1974 wurde der Rhein-Wupper-Kreis aufgelöst und Radevormwald dem Oberbergischen Kreis zugeordnet.

1978 und in den Folgejahren richtete der Löschzug mit großem Erfolg Frühlingsbälle in der Sporthalle Hermannstraße aus, die von 1.600 Gästen besucht wurden.

Durch die Einrichtung einer Feuer- und Rettungswache und die Anschaffung der Drehleiter DL 30 platzte das Gerätehaus Carl-Diem-Straße aus allen Nähten. Durch den persönlichen und nimmermüden Einsatz unseres Wehrführers Gert Pfeifer, vorbildlich unterstützt vom seinerzeitigen Ordnungsamtsleiter Herbert Stein, konnte in 1979 auf Beschluss des Rates der Stadt mit dem Bau der neuen Feuer- und Rettungswache an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße begonnen werden. Die Einweihung und Inbetriebnahme erfolgte in 1981.

 

15.02.1981 Großbrand verwüstete Gebäude In der Radevormwalder Innenstadt.

 

Durch ungeheuren Leichtsinn Explosion in einem Wohnhaus
Zwei Schwerverletzte – Nachbarhäuser beschädigt – Autos zerstört

Schreckliche Schlagzeilen, die den Leser erschaudern lassen. Was war geschehen? Zwei Menschen mit schweren Brandverletzungen taumelten den Feuerwehrleuten in der Nacht zum Sonntag im Treppenhaus des Wohnhauses Weststraße 8 entgegen. Sie waren mit knapper Not einem Feuer entkommen, das durch eine Gasexplosion im Dachgeschoß des Wohnhauses entstanden war.
Dass sie noch lebten, grenzt an ein Wunder, denn sie befanden sich im Zentrum des Explosionsherdes. Durch die Wucht der Verpuffung wurde der Dachstuhl an einigen Stellen aus der Verankerung gehoben, die Dachziegel flogen weg und die Scheiben der Nachbarhäuser zersprangen.

Aussehen nach einer Gasexplosion
Aussehen nach einer Gasexplosion

Stadtbrandmeister Gert Pfeifer schildert: „Ab 2,17 Uhr gingen Anrufe bei der Feuer- und Rettungswache ein, die von einer Explosion im Haus Weststraße 8 berichteten. Eine Minute später rückte als erstes Fahrzeug das TLF 16 aus. Der schnelle Einsatz war möglich, da sich noch Kameraden des Löschzuges Stadt zufällig im Gerätehaus Carl-Diem-Straße aufhielten. Außer dem Löschzug Stadt wurden noch die Einheiten Herbeck, Herkingrade und Wellringrade alarmiert. Unter meiner Führung drangen innerhalb kürzester Zeit Atemschutztrupps in das Gebäude vor und retteten die Verletzten, die sofort in das hiesige Krankenhaus abtransportiert wurden. Parallel zur Bergung erfolgte die Brandbekämpfung im Treppenhaus und im Dachstuhl des Gebäudes. Um eine weitere Verpuffung zu vermeiden, wurde im Keller des Hauses die Gaszufuhr gesperrt.

Kriminalpolizei und Brandschutzsicherheitsingenieur führten die Gasexplosion auf grobe Fahrlässigkeit der beiden Verletzten zurück, die unter dem Dach Zimmer bewohnten. Durch Strahlungshitze, möglicherweise durch einen brennenden Mülleimer in der Wohnung, wurde der Gasschlauch eines Gasheizofens undicht, so dass Gas austreten konnte. Als die Gaskonzentration groß genug war, hat sich das Gas-Luftgemisch entzündet, welches zu dieser Explosion führte.

 

 

 

 

Großbrand In der Landessportschule Jahnstraße am 8.11.1982

Exakt um 2,35 Uhr blieben die Uhren in der Sportschule stehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte vermutlich ein Teil der technischen Einrichtung den Brand registriert und durch Ausfall reagiert. Doch bis kurz nach 6,00 Uhr dauerte es, bis ein Mitarbeiter in der Landessportschule durch Rauchgeruch in den Fluren das Feuer bemerkte und die Feuerwehr alarmierte. Sie hatte den Brand relativ schnell unter Kontrolle, doch entstand ein erheblicher Sachschaden.

Ein weithin sichtbarer Feuerschein in der morgendlichen Dunkelheit über der Landessportschule, eine immer größer werdende dunkle Rauchwolke über dem Kollenberg kündeten davon, dass etwas in der Sportschule passiert ist. Zu diesem Zeitpunkt wütete in der Cafeteria ein Brand, der zur totalen Zerstörung dieses Bereiches führte. Die großen Fenster zerplatzten mit lautem Knall. Der Schwelbrand wurde nun zum offenen Feuer, das reichlich Nahrung fand. Unter Einsatz von Atemschutztrupps begann der Kampf des Löschzuges I Stadt und Herbeck gegen das sich ausbreitende Feuer. Unter dem Kommando des Stadtbrandmeisters Gert Pfeifer wurde von allen Seiten vorgegangen. Der dichte Rauch und die enorme Hitze erschwerten die Löscharbeiten. Bei über 1.000 Grad Wärme bogen sich die Stahlträger durch, so dass erhöhte Einsturzgefahr der Betondecke über der Cafeteria bestand. Gegen 7,15 Uhr konnte der Einsatzleiter Gert Pfeifer „Brand unter Kontrolle“ melden.

 

Führungswechsel In der Feuerwehr

1984 gab es einen Wechsel in der Führung des Löschzuges Stadt. Der seit 1965 im Amt befindliche Löschzugführer Obm Friedel Hasenburg schied wegen Erreichen der Altersgrenze aus seinem Amt aus und trat der Alters- und Ehrenabteilung bei. Nachfolger wurde Hauptbrandmeister Frank Humpert.

Es gab aber auch zu diesem Zeitpunkt einen Wechsel in der Wehrführung. Der verdienstvolle Stadtbrandmeister Gert Pfeifer, der es auch zwischenzeitlich bei den Stadtwerken Radevormwald zum Technischen Werkleiter gebracht hatte, musste leider aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Neuer Wehrführer wurde sein bisheriger Stellvertreter Eckhard Knorz.

Mit Gert Pfeifer, der aus dem Löschzug Stadt hervorgegangen ist, verlor die Wehr einen dynamischen Feuerwehrkameraden an der Spitze, der sich durch kameradschaftliches und fachkundiges Verhalten auszeichnete. Er besaß das absolute Vertrauen der von ihm eingesetzten Kräfte. Unter seiner Führung wurde verstärkt Ausbildung betrieben, die Schlagkraft der Wehr erheblich verbessert.
Er war ein Mann der Praxis, der unerschrocken bei der Abwehr von Gefahren selbst mit anpackte und vorne vorweg agierte. Sein Name ist eng mit dem Bau der neuen Feuer- und Rettungswache an der Dietrich- Bonhoeffer-Straße verbunden, wodurch auch ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung des Johanniter Krankenhauses in Radevormwald geleistet worden ist. In einer Feierstunde am 27.12.1984 wurde Gert Pfeifer die Entlassungsurkunde im Saal des Feuerwehrhauses Dietrich-Bonhoeffer-Straße überreicht. Gleichzeitig wurde er zum Ehrenstadtbrandmeister ernannt.

1987 übernahm Hauptbrandmeister Frank Humpert die Führung des Löschzuges I, der nunmehr aus den Einheiten Stadt und Herbeck bestand, während Oberbrandmeister Dietmar Busch die Einheit Stadt führte.

 

1988 Brand eines Industriebetriebes Im östlichen Gewerbegebiet

Am 26. Nov. 1988, 6,42 Uhr, meldete ein Mitarbeiter des Betonwerkes Radevormwald über Notruf 112: „Starke Rauchentwicklung in der Lagerhalle der Firma Reinert GmbH & Co., Justus-von-Liebig-Straße 1. Bei der Ankunft an der Einsatzstelle um 6,50 Uhr brannte der Lagerbereich des kunststoffverarbeitenden Betriebes. Gelagert waren Rohstoffe und Fertigprodukte aus Polypropylen und aus Polyethylen. Durch die starke Wärmeentwicklung kam es zum Zerplatzen der Lichtbänder und zum Teileinsturz der Dachkonstruktion. Da ein Innenangriff nicht mehr möglich war, wurde ein umfassender Außenangriff mit Sicherung der angrenzenden Gebäude vorgenommen. In der Halle lagernde Flüssiggas-, Sauerstoff- und Azethylenflaschen wurden geborgen. Das Schadenfeuer erfasste das gesamte Lager und Teile des Produktionsbereiches. Der Sachschaden wurde auf 2 Mio. DM geschätzt. Die Einsatzdauer der Löschzüge I und III betrug 8 Stunden. Das Feuer wurde mit 2 Wasserwerfern, einem Wenderohr der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Hückeswagen, 3 B-Rohren, 8 C-Rohren und einem Mittelschaumrohr bekämpft. Die Wasserentnahme erfolgte aus 5 Unterflurhydranten der öffentlichen Wasserversorgung. Es wurden verstärkt Atemschutzgeräte eingesetzt. Die GW-Mess-Einheiten Gummersbach-Brunohl und Wiehl überwachten die Schadstoff-Emissionen. Das Löschwasser wurde im Regenrückhaltebecken aufgefangen und Proben zur Analyse entnommen. Die gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Mess-Einheiten, Fachbehörden und der Freiwilligen Feuerwehr Hückeswagen ist lobend zu erwähnen.

1991 löste Hauptbrandmeister Herbert Albert den bisherigen Einheitsführer Dietmar Busch ab.

 

Aufbauhilfe Ost
Überführung eines Löschfahrzeuges LF 8 nach Mühlau (Sachsen)

Durch Kontakte eines Mitgliedes des Löschzuges Stadt mit der dortigen Feuerwehr war der Wehrführung bekannt, dass der kleinen Gemeinde Mühlau, rd. 8 km nördlich von Chemnitz gelegen, ein Löschfahrzeug fehlte, um den Brandschutz für die rd. 2.500 Einwohner gewährleisten zu können. Die Stadtverwaltung unterstützte die Wehrführung, ein ausgemustertes Löschfahrzeug LF 8 1991 nach Fder Mühlau zu überführen.

Nach umfangreichen Reparaturen, welche in Eigenleistung ausgeführt wurden, konnte die Freiwillige Feuerwehr Mühlau das Fahrzeug zwischenzeitlich in den Dienst stellen.

 

In dieser Chronik können nicht alle großen Einsätze erwähnt werden. Es ist versucht worden, die Einsätze darzustellen, welche besonders schwierig waren.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es der Freiwilligen Feuerwehr Radevormwald, damit auch dem Löschzug I – Stadt, in den zurückliegenden Jahren immer wieder gelungen ist, mit den Herausforderungen fertig zu werden. Trotz Technik und Automatisierung steht bei der Feuerwehr immer noch der Mensch im Vordergrund, der mit Hilfe seines Verstandes, seines Willens und seiner Kraft versucht, der Bedrohung Herr zu werden.

Möge Gott seinen Segen dazu geben, dass es immer wieder solche Männer in der Feuerwehr gibt, die, wie die vorgenannten Wehrführer, mit ganzem Herzen bei der „Sache“ sind, zum Wohle der Bürger unserer Heimatstadt Radevormwald.

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“